Im Tandem für gute Kita-Qualität
Das neue Kita-Modellprogramm "KiQ - gemeinsam für Kita-Qualität: Wenn Entdecken und Forschen zum Alltag werden" (2020-2022) feiert Bergfest. Im Interview blickt Projektleiterin Irina Bitter zurück auf ein erstes von der Coronapandemie geprägtes Programmjahr, das ihrem Projektteam und den teilnehmenden 90 Kita-Tandems einiges abverlangte. Und sie freut sich über erste Erfolge.

Liebe Irina, bitte skizziere zum Einstieg noch mal, wie es überhaupt zum Modellprogramm "KiQ – gemeinsam für Kita-Qualität" kam?
Irina Bitter: Wir haben immer wieder gemerkt, dass sich all die guten Ideen und Vorsätze einzelner Erzieherinnen und Erzieher aus unseren Workshops gar nicht so leicht in den Alltag ihrer Kita übertragen lassen. Es braucht mehr als nur die Begeisterung einzelner Erzieherinnen für frühe MINT-Bildung für nachhaltige Entwicklung, damit der Funke überspringt und sich der Alltag in der Kita tatsächlich spürbar für die Kinder verändert. Wir haben das Modellprogramm aufgelegt, weil wir überzeugt davon sind, dass eine Kita, in der möglichst viele Kinder in ihren Kita-Jahren immer wieder mit Möglichkeiten zum Entdecken und Forschen in Berührung kommen, einen wichtigen Beitrag zur hohen pädagogischen Qualität in der frühen Kindheit leistet.

Bei "KiQ" nimmt jede Kita mit einem Tandem aus Fachkraft und Kitaleitung teil. Was war die Motivation dahinter, das Programm so anzubieten?
Für uns war bei der Konzeption des Projekts ziemlich schnell klar, dass wir unbedingt die Kita-Leitung mit an Bord haben wollten. Sie ist wichtig, wenn Veränderungen in der Kita sicht- und spürbar umgesetzt werden und auch langfristig eine Chance auf Bestand haben, sollen. Gleichzeitig war uns auch bewusst, dass die Kita-Leitungen mit sehr vielen unterschiedlichen Herausforderungen und Aufgaben konfrontiert sind. Daher haben wir eigentlich sehr schnell die Idee entwickelt, dass jede teilnehmende Einrichtung aus dem Team heraus ein Tandem auswählt aus einer Kita-Leitung und einer pädagogischen Fachkraft. Wir gingen davon aus, dass ein gemischtes Tandem eine optimale Perspektive für die konkrete Umsetzung des entdeckenden und forschenden Lernens mit den Kindern übernehmen kann. Natürlich waren wir uns im Klaren darüber, dass es ein ganz schöne Anforderungen an die Kitas ist, gleich zwei Kolleginnen oder Kollegen zu den meisten Modulen zu schicken. Aber gleich die ersten Feedbacks haben uns bestätigt: Das ist eine gute Kombination und eine ungewöhnliche dazu! Sowohl die Kita-Leitungen als auch die pädagogischen Fachkräfte melden uns zurück, dass sie es sonst von Fortbildungen nicht so kennen, dass sie mal gemeinsam etwas erarbeiten können. Und von einigen Kita-Leitungen kam auch schon der Wunsch, dass sie eigentlich auch gern noch viel mehr beim entdeckenden und forschenden Lernen einsteigen würden.
Das Kita-Programm sollte ja eigentlich im Mai 2020 in den vier Modellregionen in Präsenz starten. Die Covid-19-Pandemie war da sicherlich eine große Herausforderung für die Durchführung des Blended-Learning-Programms, oder?
Ja, das war in der Tat eine Herausforderung für uns und für die teilnehmenden Kitas. Und sie begleitet uns auch immer noch. Als Modellprojekt mussten wir sehr schnell die Frage für uns beantworten: Wie können wir die Ziele und geplanten Maßnahmen trotz der Pandemie möglichst gut in der geplanten Projektlaufzeit umsetzen? Das Projekt wird ja vom BMBF nur in einem bestimmten Zeitraum gefördert. Wir mussten das Programm also letztes Jahr noch einmal neu denken – und das alles aus dem Homeoffice [lacht]! Letztendlich haben wir den Start des ersten Moduls auf September 2020 verschoben, ein Modul gekürzt, die Prozessbegleiterinnen online qualifiziert und für die Kitas noch mehr Online-Formate entwickelt, als eh schon vorgesehen waren.

Wie organisiert Ihr Euch seither konkret? Geht das digital?
Ja, wir planen, entwickeln und besprechen uns in regelmäßigen Zoom-Meetings, arbeiten mit digitalen Kollaborations-Anwendungen wie Miro, und haben inzwischen die Mehrheit unserer Fortbildungen ebenfalls so digital durchgeführt. Es ist schon immer wieder eine sehr intensive und herausfordernde Zeit – für die Kitas, fürs Projektteam, für unsere Prozessbegleitungen und für mich persönlich als Projektleitung. Weil wir immer wieder neu planen und neu denken müssen. Ein Modellprojekt bringt per se Unbekanntes und Herausforderndes mit sich, bei einem Modellprojekt in Zeiten der Pandemie kommen noch einige Faktoren dazu, die wir gar nicht beeinflussen können. Aber es ist tatsächlich so, dass diese Herausforderungen uns auch neue Möglichkeiten bieten, auf die wir und wohl auch unsere 90 "KiQ"-Kitas sich sonst vielleicht nicht so schnell eingelassen hätten [schmunzelt]. Wir probieren einiges aus und können es wohl inzwischen auch besser aushalten, nicht alles langfristig fest planen zu können. Gleichzeitig freuen auch wir uns wieder auf ein Stück mehr Normalität ... die hoffentlich bald wieder möglich sein wird.
Gibt es schon Ergebnisse aus den regelmäßigen Teilnehmerbefragungen und der laufenden wissenschaftlichen Begleitstudie zum Projekt, die du mit uns teilen kannst?
Aus den ersten Auswertungen zu den Modulen wissen wir, dass unsere Teilnehmerinnen und Teilnehmer sehr motiviert und zufrieden mit der Qualität unserer Fortbildungen sind. Sie nehmen nach eigener Aussage viel Wissen aus den Modulen mit und schätzen die Unterstützung durch unsere Prozessbegleiterinnen und den Austausch im Tandem und zwischen den Kitas sehr. Aber wir wissen auch, dass es zum Teil "Corona"-bedingt Herausforderungen bei der Umsetzung der Inhalte im Praxisalltag gibt. Und auch ohne Pandemie ist der Wissenstransfer in die Teams wohl nicht so einfach und muss noch bewusster und kontinuierlicher unterstützt werden. Hier steuern wir gerade nach: mit inhaltlichen Anpassungen in den Modulen und kleinen Monatsimpulsen für die Teams. Richtig spannend wird es dann tatsächlich im Herbst 2022, wenn das "KiQ"-Modellprogramm in den Kitas abgeschlossen und alle Zwischen- und Endergebnisse ausgewertet sind. Hier bin ich unter anderem sehr gespannt darauf, was uns einige Kita-Teams rückblickend auf ihre gesamte "KiQ"-Reise berichten, und auf den Abgleich mit den schrittweisen Aussagen und Zwischenergebnissen, von denen wir schon im Verlauf des Projekts profitieren.
Vielen Dank für das Gespräch, Irina.
Über unser Kita-Modellprogramm (2020-2022)

Wenn Entdecken und Forschen zum Alltag werden: Mit "KiQ" erprobt die Stiftung "Haus der kleinen Forscher" ein neuartiges Fortbildungsprogramm für Kita-Teams. Gefördert wird das Modellprogramm vom Bundesministerium für Bildung und Forschung.
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