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Ein Mädchen und ein Junge untersuchen an einem Labortisch eine Brennstoffzelle.

© SFZ Region Freiburg / Von der Zielgruppe aus gedacht: Schülerinnen und Schüler können bei booking.MINT nach interessanten Workshops suchen, ebenso wie Eltern oder auch Pädagoginnen und Pädagogen.

Was war Ihnen wichtig, als Sie booking.MINT mit konzipiert haben?

Dr. Markus Eppinger: "Der MINT-Bereich steht stark im öffentlichen Fokus, da eine gute Ausbildung unserer Kinder in diesem Bereich wichtig für die Zukunft ist – sowohl hinsichtlich Deutschlands als Wirtschaftsstandort, aber auch in Bezug auf Nachhaltigkeit und den Klimawandel.
Das ist so wichtig, dass ich finde, dass die Institutionen in den Hintergrund rücken und die Sache in den Vordergrund rücken sollte.
Diesen Punkt haben wir bei der Konzeption des Portals berücksichtigt. Ich glaube, das ist uns gut gelungen: Die Themen stehen im Vordergrund, so dass Eltern und Kinder sofort sehen, ob das Angebot etwas für sie ist. Zudem zeigt die Karte gleich an, wo genau die Veranstaltung stattfindet und ich muss als Nutzer nicht auf neue Seiten gehen, um mich dafür anzumelden, sondern kann das direkt bei uns tun."

Das ist bislang nur in Südbaden möglich?

Dr. Eppinger: "Ja, aber das Prinzip ist – falls es gut läuft – auf ganz Deutschland übertragbar. MINT braucht eine Telefonnummer, eine Anlaufstelle. Wie die regionale Taxi-Rufnummer oder die eine Website, über die ich schnell meinen Urlaub buchen kann. Wir haben eine Reihe von spannenden MINT-Angeboten, aber wenn niemand davon weiß oder die Suche danach zu mühsam ist, ist das schade."

Warum sind außerschulische Angebote in der MINT-Bildung so wichtig?

Dr. Eppinger: "Jemand hat mal gesagt, diese Angebote sind so etwas wie Sportvereine für MINT-Athletinnen und-Athleten. Ich glaube, das ist ein gutes Bild. Außerschulische Angebote finden ja nicht in einer Parallelwelt statt. Sie knüpfen an das an, was auch schon in der Schule gemacht wird. Aber es gibt einige Vorteile: Zum einen bedarf das forschende Lernen eines projektorientierten Vorgehens. Innerhalb des klassischen Stundenplans der Schule erfordert diese Arbeitsweise viel organisatorisches Geschick und ist oft mühsam.

Portraitbild von DR. Markus Eppinger

© Kai-Uwe Wudtke / Dr. Markus Eppinger leitet das Schülerforschungszentrum Region Freiburg, das seit 2021 mit dem "Haus der kleinen Forscher" kooperiert

Dem forschenden Lernen liegt eine Frage zugrunde, eine spezielle Aufgabe oder auch ein Wettbewerb. Das klappt in Projektwochen, aber meist nicht im Schulalltag.

Zudem sehe ich, dass es vielen Schülerinnen und Schülern guttut, den Schulkontext zu verlassen. Schon das Gebäude an sich verbinden wir schnell mit bestimmten Verhaltens- und Erwartungsmustern. Zudem erweitert es den Horizont der Schülerinnen und Schüler – wenn sie beispielsweise schon mal in einem der Labore im 'Gisela Sick Bildungshaus' waren, das Ausbildungszentrum dort kennen, fällt es definitiv leichter, sich bei der Firma zu bewerben, als wenn sie gar keine Assoziationen dazu hätten.
Und ein weiterer guter Grund sind die finanziellen Mittel. Wenn an der Schule neue Brennstoffzellen gebraucht werden, kann es etwas dauern, bis Nachschub in Klassensatzgröße ankommt. Da sind außerschulische Angebote flexibler und finanziell meist besser ausgestattet."

Viele Initiativen bemühen sich darum, mehr Mädchen für MINT zu begeistern. Was beobachten Sie für Unterschiede bei den Kindern, Schülerinnen und Schülern? Und welche Gemeinsamkeiten stellen Sie fest?

Dr. Eppinger: "Das ist auf jeden Fall immer wieder eine spannende Frage, verleitet aber oft dazu, neue Stereotype zu entwerfen oder alte zu bemühen. Was ich jedenfalls generell sagen kann, ist, dass ich Angebote, die sich nur an Mädchen oder nur an Jungen richten, nicht zielführend finde. So arbeitet später ja auch kaum einer. Stattdessen finde ich es wichtig, den Kindern zu vermitteln, dass jeder und jede im Team wichtig ist. Und dass keine Kompetenz und keine Fähigkeit der anderen überlegen ist. Vielfalt und Kooperation sind zielführend – und das Ziel ist dann nicht die 1 auf dem Zeugnis des Einzelnen.

Forschungsteams brauchen Begeisterung und Faszination, ganz viel Neugierde und Offenheit, sie müssen ihr Wissen teilen können und zielgerichtet zusammenarbeiten. Da kann jeder was reingeben. Wissenschaft ist keine Einbahnstraße."

Haben Sie sich als Kind auch für etwas ganz besonders begeistert?

Dr. Eppinger: “Ja, ich habe Raupen und ihre Metamorphose zum Schmetterling beobachtet. Die Tiere habe ich auf der Wiese eingesammelt und ihnen dann einen möglichst guten Lebensraum in einem Glas oder einem Schuhkarton gebaut. Ich muss zugeben, dass einige Raupen das nicht überlebt haben. Aber ich habe mich sehr gefreut, als ich dann auch herausgefunden habe, woran das liegt – und das dann ändern konnte.”

Und heute? Welche Idee begeistert Sie gerade?

Dr. Eppinger: "Scientists for Future! Das ist eine großartige Idee, dieser Zusammenschluss von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern aller Fachrichtungen, die, ausgehend von Fakten und nach klaren wissenschaftlichen Prinzipen, das Überleben der Menschheit im Fokus haben."

MINT-Bildungsangebote in Südbaden: suchen, finden, buchen

Dr. Markus Eppinger hat Chemie, Sport und pädagogische Psychologie unterrichtet. Später war er zwölf Jahre in der Lehrerausbildung tätig und betreute als Dozent die Naturwissenschaften. Seit 2017 leitet er das Schülerforschungszentrum Region Freiburg, das seit 2021 mit dem "Haus der kleinen Forscher" kooperiert und die MINT-Fortbildungen für pädagogische Fach- und Lehrkräfte anbietet. Die Fortbildungen sind auch über booking.MINT auffind- und buchbar.

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