
© Stiftung Kinder forschen / Ein Putzroboter? Gut gebaut! Was kann er alles? Warum hast du einen Putzroboter gebaut? Bianca Deubelius, Referentin MINT der Stiftung Kinder forschen, gab spannenden, praxistauglichen Input.
Real digital
Informatische Bildung kann mehr als Nullen und Einsen. Das wurde auf dem Fachtag-Informatik der IHK Berlin und der Stiftung Kinder forschen ziemlich deutlich – nicht nur digital, sondern auch ganz real.
Rund 40 pädagogische Fachkräfte aus Berliner Kitas bauten Roboter, entwarfen Modelle des Internets aus Knete und Bauklötzen oder programmierten fahrende Roboter so, dass diese ihr Ziel erreichten und nicht immer wieder gegen Stuhlbeine prallten. Hier waren logisches Denken und aufmerksames Beobachten gefragt.
Dabei ist das Thema informatische Bildung in vielen Kitas neu und noch zahlreiche Fragen offen. Wenn es darum geht, ob Tablets für eine Kita angeschafft werden sollen oder nicht, ist die Sorge der Eltern oft groß, dass die Kinder vor den digitalen Geräten "geparkt" werden und "daddeln". "Das ist eine berechtigte Sorge und die Frage, was denn dann in der Kita mit den Computern gemacht wird, absolut berechtigt", sagte Sandra Ohlig, Netzwerkkoordinatorin für Kinder forschen bei der IHK Berlin. Daher war ihr wichtig, den Erzieherinnen und Erziehern auf dem Fachtag zahlreiche Möglichkeiten aufzuzeigen, wie informatische Bildung in der Kita umgesetzt werden kann. Hier konnten sie beispielsweise Roboterbienen (Bee-Bots) austesten, verschiedene Apps nutzen oder auch das Angebot der Berliner Stadtteilbibliothek Tempelhof-Schöneberg kennenlernen, das - wie viele anderen Bibliotheken auch - Geräte zur Ausleihe anbietet. Gleichzeitig ist immer wieder deutlich geworden: Informatische Bildung funktioniert ganz wunderbar ohne digitale Endgeräte.

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Ein Sortiernetzwerk ganz einfach selbst herstellen
Zum Beispiel mit einer Regenplane aus dem Baumarkt, auf das mit Marker ein Sortiernetzwerk aufgemalt wird. Hierbei schlüpfen die Kinder in die Rolle der Daten, die sortiert werden sollen und bewegen sich zum Sortieren mithilfe eines Schemas über die Plane. Am Ende lernen sie, wie ein Computer einzelne Elemente nach bestimmten Kriterien sortiert. Auf der anderen Seite hatte Bianca Deubelius, Referentin bei der Stiftung Kinder forschen, ein Raster aus Klebeband entworfen, auf dem die Kinder einmal selbst Roboter sein können und sich gegenseitig "programmieren".
Oder mit Blatt und Papier: Kinder können ihren Wunschroboter zeichnen und dann erklären, was er kann, was er macht oder welche Probleme er lösen soll. "Das fördert die Fantasie und die Kreativität, ist ein toller Sprechanlass und die Pädagog:innen erfahren viel darüber, was die Kinder gerade beschäftigt und wie sie die Welt wahrnehmen", sagte Bianca Deubelius, selbst studierte Informatikerin. Mit ihrem Vortrag "Was macht ein Roboter ohne Computer? Auf Entdeckungsreise durch die Welt der informatischen Bildung!" nahm sie die Teilnehmenden auf diese Reise mit.
Beobachten, überlegen, logisch denken
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Logische Abfolgen verstehen und erkennen
Vor allem lieferte sie unzählige Anregungen für die Praxis. Ein Beispiel: "Wir machen einige Dinge im Alltag ganz automatisch in einer bestimmten Reihenfolge, wie beispielsweise sich anzuziehen - mit den Kindern kann man dann hinterfragen, warum sie das so machen. Gemeinsam kann man überlegen, welcher Schritt auf den nächsten folgt, also welches Kleidungsstück man zuerst anzieht und welches danach, damit es Sinn ergibt. Hier ‘übt’ man mit den Kindern das schrittweise Vorgehen zu reflektieren und zu analysieren. Und dieses schrittweise Vorgehen ist eine ganz basale Kompetenz, die auch auf die Entwicklung von Kompetenzen im Bereich der informatischen Bildung einzahlt", sagte Bianca Deubelius und ergänzte: "Informatische Kompetenzen sind zentrale Zukunftskompetenzen und gehören zur Allgemeinbildung. Kitas, Horte und Grundschulen legen den Grundstein für spätere Offenheit für und Interesse an dem Thema, daher ist es auch eine Frage der Bildungsgerechtigkeit, Kindern möglichst frühzeitig Zugang zur informatischen Bildung zu ermöglichen."
Dr. Frauke Surmann, Fachreferentin Frühkindliche MINT- und Medienbildung bei der Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Familie Berlin konnte dem nur zustimmen und fügte hinzu: "Wenn wir frühkindliche Bildung als Aneignung und Gestaltung von Welt verstehen, dann gehören digitale Medien und Technologien für Kinder ganz selbstverständlich zu ihrer alltäglichen Erfahrungswelt dazu. Jüngste empirische Studien haben gezeigt, dass digitale oder virtuelle Welten für Kinder – und das finde ich superspannend – nicht automatisch eine zusätzliche Dimension darstellen, durch die sie im Gegensatz zur physischen Welt besonders gefordert oder überfordert werden. Digitale Medien und Technologien sind vielmehr ein ganz selbstverständlicher Aspekt ihres Alltags, den Kinder genauso wie alles andere Unbekannte und Neue auch entdecken und erforschen wollen. Unser Auftrag ist es, sie dabei bestmöglich zu begleiten."
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Auf dieser Seite findet ihr einen guten Überblick, was es alles gibt: Informatik entdecken – mit und ohne Computer
Für alle Berliner:innen: Am 8. November und 10. Dezember 2024 bietet die IHK die Informatik-Fortbildung in Präsenz an. Ganz real.