Kleine Architekten – unsere Kita soll größer werden!
Das Bildungshaus Riesenklein in Halle (Sachsen-Anhalt) macht seit 2012 bei der Stiftung Kinder forschen mit und wurde mit dem Projekt Landessieger beim Kita-Wettbewerb "Forschergeist 2016". Dabei ist es den Pädagoginnen und Pädagogen besonders gelungen, Bildung für nachhaltige Entwicklung praktisch umzusetzen.
Wie sind die Kinder auf das Thema gekommen?
Das Thema lag für die Mädchen und Jungen auf der Hand: Sie brauchten mehr Platz in der Kita. Außerdem hatten sie großes Interesse daran, den Bauprozess von Anfang an mitzugestalten und sich einzubringen. Während der gesamten Zeit erforschten die Kinder, wie sie sich beteiligen könnten und was benötigt würde, um neuen und flexiblen Raum zu schaffen.
Wie sind die Kinder vorgegangen?
Während des Prozesses hatten die Mädchen und Jungen jede Menge Fragen, denen sie forschend nachgingen:
- Warum fällt der Kran nicht um?
- Wer denkt sich alles rund um den Bau aus? Was macht eine Architektin?
- Welche Bauarbeiter sind beteiligt? Wer baut die Fenster ein? Wer malert die Wände? Wer verlegt den Boden?
- Passt ein Swimmingpool in den Kindergarten ?
- Was ist ein Grundriss?
- Wie viel Holz brauchen wir? In welche Richtung muss ich die Schraube drehen?
- Wann ist es fertig? Können wir schon rein gehen?
Die Kinder gestalteten das Projekt nach eigenem Ermessen und Fähigkeiten mit. So entwickelten sie eigene Modelle und Grundrisse aus Bausteinen und unterschiedlichen Materialien. Sie überlegten gemeinsam mit den Erwachsenen und dem Architekten, welche ihrer Ideen wie umgesetzt werden konnten.
Eine Anforderung war, dass das Gebäude bei Bedarf auch Umzüge mitmachen sollte. Nach einigen Diskussionsrunden entschieden sich die Beteiligten deshalb schließlich für einen Hochseecontainer. Das sind schon fast fertige und sehr stabile Gebäude, die transportierbar sind und so tatsächlich an einen anderen Ort umziehen können.
In einem selbst erfundenen Planspiel namens "Wohnen ohne Wände" steckten die Mädchen und Jungen genau die Baufläche im Garten ab, auf der die zukünftigen Räume entstehen sollten, denen sie Namen und Funktionen zuordneten. Dabei merkten sie, dass an dem Ort, an dem der Container aufgebaut werden sollte, die dort blühenden Pflanzen verschwinden würden. Deswegen pflanzten sie die Blumen kurzerhand um. Immer wieder tagte ein Kinderrat, der unter anderem die Frage nach der Farbe des Teppichs und sogar die Rollenverteilung beim Umzug klärte. Nach der Fertigstellung feierten alle Beteiligten gemeinsam die gelungene Kita-Erweiterung.
Zentrale Aspekte der MINT-Bildung
Erklären
Die Kinder erzählen dem Architekten ihre Wünsche, Träume und Gedanken, der sie dann auf Machbarkeit überprüft. Die dabei entstehenden Fragen und Vermutungen werden unter den Kindern diskutiert, ebenso mit dem Architekten, den pädagogischen Fachkräften und den Eltern.
Im Laufe des Projektes kommen weitere Fragen hinzu, z. B. warum fällt der Kran nicht um, und wo sollen zukünftig die Frühblüher wachsen? Die Kinder formulieren erste Erklärungsansätze, Vermutungen, Ideen und Vorhaben zu diesen Fragestellungen.
Machen
Die Kinder setzen ihre Ideen und Vorhaben durch unterschiedlichste Modelle um: Skizzen, Grundrisse, Styropormodelle. Bei ihrem Planspiel "Wohnen ohne Wände" als lebensgroße Simulation auf der vorgesehenen Baufläche, prüfen sie die Umsetzbarkeit ihrer Ideen und es fallen ihnen auch Folgen und Nebenwirkungen auf, die sie zunächst nicht bedacht haben (kein Platz mehr für Frühblüher), für die sie ebenfalls Lösungen entwickeln und umsetzen.
Zeigen
Die verschiedenen Modelle bzw Modelltypen dienen als Grundlage für die zahlreichen Diskussionen und Planungsrunden. Sie entdecken, was alles anhand solcher Modelle gezeigt werden kann und sie staunen darüber, wie viel man daran schon vor dem eigentlichen Bau erkennen kann.
Suchen
Die Kinder machen sich kundig zum Thema Architektur, betrachten unterschiedlichste Bauwerke und lernen die Vielfalt architektonischer Stile (Möglichkeiten) kennen. Sie stehen in ständigem Austausch mit Experten (Architekt, Bauarbeiter), fragen diese, diskutieren mit ihnen und recherchieren so auf vielfältige Weise nach Antworten auf ihre zahlreichen Fragen.