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Julia Bicker und Kevin Sennhenn koordinieren im Duo die Fortbildungen in den Landkreisen Göttingen und Northeim sowie der Stadt Göttingen. Im Interview erzählen sie, was ihr Netzwerk ausmacht und warum die Zusammenarbeit mit der Stiftung Kinder forschen auf vielen Ebenen bereichernd ist.

Wie ist es denn vor 15 Jahren dazu gekommen, dass die Bildungsregion – damals noch als Regionalverband – Netzwerkpartner der Stiftung Kinder forschen geworden ist?

Julia Bicker: Wir sind das Netzwerk mit der Nummer 29. Das heißt, wir sind eines der ersten Netzwerke, worauf wir schon ein wenig stolz sind. Damals war das „Haus der kleinen Forscher“, wie die Stiftung hieß, so etwas wie ein Geheimtipp – meine Vorgängerin Andrea Hummelsiep hat die Initiative entdeckt. Und dann kamen Stephan Gühmann, der heute noch bei der Stiftung arbeitet und der damalige Vorstandsvorsitzende Peter Rösner zu uns und haben uns schnell überzeugen können, dass das genau das ist, was wir brauchen.

Kevin Sennhenn: Die Bildungsregion hat den Auftrag, Kinder und Jugendliche entlang der gesamten Bildungskette zu begleiten und zu unterstützen. Wir schauen dabei vor allem auf die Übergänge von Kita zur Grundschule und dann von der Schule zur Ausbildung. Für den Übergang Kita und Schule ist es für uns daher eine hilfreiche Entwicklung, dass die Stiftung auch immer mehr in den Grundschulbereich mit ihren Angeboten geht. Das Thema Ganztag und eine qualitative Weiterentwicklung der außerunterrichtlichen Angebote ist einer der Schwerpunkte unserer Arbeit.

Als Netzwerkkoordinator:in seid ihr für die Terminierung, Organisation und Kommunikation rund um die Fortbildungen der Stiftung bei euch in der Region zuständig. Wie zahlt das denn darauf ein, dass ihr als Bildungsregion Brücken bauen sollt?

Julia Bicker: Wir stehen in direktem Kontakt mit Fachberatungen, Trägern, Leitungen von Einrichtung sowie den Pädagog:innen aus Kitas, Horten und Grundschulen. Wir sind nah dran an der Zielgruppe, können vermitteln, beraten und erfahren, wo Bedarfe entstanden oder Zuständigkeiten ungeklärt sind.

Kevin Sennhenn: Der andere wirklich große Pluspunkt ist der Austausch in den Fortbildungen selbst. Hier ergeben sich konstruktive Wechselwirkungen - zum Beispiel zwischen Grundschullehrkräften und Kita-Fachkräften: wenn diese sich über ihre jeweiligen Rollen und Bildungsverständnisse austauschen, öffnet das den Raum für neue, gute Entwicklungen.

Ihr wart auch eines der ersten Netzwerke, die Fortbildungen im Bereich Bildung für nachhaltige Entwicklung angeboten haben. Wie war das?

Julia Bicker: Ganz ehrlich? Wir waren ziemlich skeptisch, wie die beiden Themenfelder Mathe, Informatik, Naturwissenschaften und Technik (kurz MINT) und BNE zusammenpassen sollten. Die ergebnisoffene Herangehensweise ans Entdecken und Forschen und dann die klare Grundhaltung der BNE. Mittlerweile kann ich das eine gar nicht mehr ohne das andere denken. Das ist toll! Wenn ich nachhaltig denken und handeln will, brauche ich ein Verständnis für MINT-Themen. Wenn ich wiederum im MINT-Bereich die Welt erkunde, begleiten mich immer auch Aspekte der Nachhaltigkeit.

Kevin Sennhenn: Hierbei ist es übrigens sehr bereichernd, so viele unterschiedliche Einrichtungen in den Fortbildungen zu haben. Sie begeistern sich gegenseitig und eröffnen neue Perspektiven. Wenn da eine sagt: Klar haben wir spielzeugfreie Zeiten und sprechen darüber, dann ist es oft so, dass andere das auch ausprobieren wollen – auch wenn sie sich das vorher vielleicht nicht vorstellen konnten.

© Stiftung Kinder forschen/Juliane Röhner

Julia Bicker: Ja, in den Rückmeldungen hören wir, dass der Raum für Austausch sehr gewinnbringend ist.

Zurzeit herrscht riesiger Personalmangel in Kitas und Schulen. Bekommt ihr davon was mit?

Kevin Sennhenn: Ja, wir haben derzeit bestimmt immer zwei kurzfristige Absagen vor den Fortbildungen, da die Personaldichte so gering ist, dass wenn eine Kollegin oder ein Kollege ausfällt, dies nicht anders aufgefangen werden kann und so kein Raum für eine Fortbildung bleibt. Gleichzeitig ist es aber auch so, dass ganztägige Fortbildungen gerne genutzt werden, um mal rauszukommen, neue Energie und Motivation zu tanken. Das ist ja quasi eine langfristige Investition, die die Arbeit erleichtert – einfach, weil der Ansatz so hilfreich ist.

© Juliane Röhner/Stiftung Kinder forschen / Spannende und schöne Fortbildungsorte - das Max-Planck-Institut zählt dazu.

Was sind denn die Highlights aus eurer Zeit als Netzwerkkoordinatorin und Netzwerkkoordinator?

Julia Bicker: Definitiv meine erste Zertifizierungsfeier – da kam ich in einen komplett leeren Raum und habe mich verwundert gefragt, wo denn die Erzieher:innen und die Kinder sind. Ich wollte fast wieder gehen, da kamen sie blinzelnd aus dem dunklen Abstellraum, der sogenannten Butze.  Sie hatten gerade Licht und Schatten untersucht und entdeckt und waren alle noch im Entdeckungsmodus. Ich würde sagen, das ist ein Mix aus Konzentration, Fokussierung, Faszination und Begeisterung. Das war toll zu sehen – bei den Kindern genauso wie bei den Erwachsenen.

Kevin Sennhenn: Ich war ziemlich begeistert als ich hörte, dass ein Erzieher nach der Führung unserer Magnetismus-Fortbildung im Max-Planck-Institut für Sonnensystemforschung (MPS) gleich einen Besuch mit seiner Kita-Gruppe in das MPS geplant und umgesetzt hat. Wir versuchen ja immer, bereichernde und spannende Orte für unsere Fortbildungen zu finden, das ist auch ein wichtiger Baustein. Und zu sehen, dass das für neue Synergie-Effekte sorgt, hat diesen Ansatz bestätigt und mich sehr gefreut.

Das hört sich an, als würden wir die kommenden 15 Jahre weiter als Partner arbeiten. Was seht ihr denn für die Zukunft an Themen in der Bildungsarbeit, die noch wichtiger werden könnten?

Julia Bicker: Auf unserer Jubiläumsfeier hat Veronica Oelsner einen Vortrag über Zukunftskompetenzen gehalten. Die Komplexität dieser Welt, mit denen unsere Kinder konfrontiert sind, erfordert eine hohe Flexibilität und Resilienz, die wir ihnen schon jetzt vorleben können. Ich für mich habe mitgenommen, dass es wichtig ist, neugierig zu bleiben und Dinge neu zu entdecken.

Kevin Sennhenn: Aufgrund der in vielen Kitas, Horten und Grundschulen sprachlich immer heterogener werdenden Gruppen und Schulklassen finde ich besonders spannend, dass beim gemeinsamen Entdecken und Forschen die Sprache nicht im Fokus steht und dennoch eine niedrigschwellige Lernmöglichkeit zur Einübung von Sprache geboten wird. So können alle Kinder gleichermaßen an der gemeinsamen Aktivität partizipieren. Das finde ich toll!

Bildungsregion Südniedersachsen in der SüdniedersachsenStiftung

Bildung ist die wichtigste Investition in die Zukunft einer Region. Dazu bekennen sich die Landkreise Göttingen und Northeim sowie die Stadt Göttingen gemeinsam mit dem Land Niedersachsen mit der Bildungsregion Südniedersachsen als staatlich-kommunale Verantwortungsgemeinschaft für Bildung.

Die gestaltet gemeinsam mit allen Akteuren von der frühkindlichen Bildung bis in den Beruf Wege zu einer gelingenden Bildungsbiographie der Kinder, Jugendlichen und jungen Menschen.

Zu den Kernaufgaben der Bildungsregion gehören: Entwicklungsprozesse zu identifizieren, Abstimmungsprozesse anzustoßen, Handlungsoptionen für die Region zu entwickeln sowie Prozesse zu koordinieren und zu moderieren.

Das Netzwerk umfasst drei Kommunen mit 419 Kitas, von denen 247 schon mal eine Fortbildung der Stiftung Kinder forschen besucht habe.

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