Der Blick ins "System Kita"
Am 3. März 2020 fand zum Auftakt des Forums KITA-Entwicklung – ein Projekt von Stiftung Kinder forschen und Robert Bosch Stiftung GmbH – ein erster spannender Fachaustausch statt. Eingeladen waren zehn Expertinnen und Experten aus den Bereichen Fachpraxis der frühen Bildung, Bildungsforschung, Organisationsentwicklung und Coaching sowie aus der Politik. Es wurde darüber diskutiert, welche Rolle das Projekt einnehmen und mit welchen Ideen zur Organisationsentwicklung das neue Forum einen Beitrag zur Unterstützung von Kitas leisten kann.

Organisationsentwicklung wird dabei verstanden als ein Ansatz, der die Ziele und Strukturen von Organisationen hinterfragt und die gemeinschaftliche Verantwortlichkeit von Mitarbeitenden und anderen Beteiligten für die Kita-Entwicklung befördert.
In das System schauen – wie verschiedene Ebenen zusammen wirken
Das Projektteam im Forum KITA-Entwicklung hat zunächst damit begonnen, das System Kita besser zu verstehen. Denn hier spielen unterschiedliche Organisationen zusammen, die einen Einfluss auf das Geschehen in den Einrichtungen haben: Politik und Verwaltung, Wissenschaft und Forschung, Ausbildungs- oder Weiterbildungssysteme sind darunter zu zählen, aber natürlich auch Familien und Fachkräfte-Teams. Diese verschiedenen Ebenen müssen gut zusammen arbeiten, wenn Kitas gut funktionierende Bildungsorte für Kinder sein sollen, an denen sich Kinder und Erwachsene wohlfühlen.
Prof. Dr. Iris Nentwig-Gesemann von der Fakultät für Bildungswissenschaften an der Freien Universität Bozen betont bei der Fachveranstaltung: „Wir brauchen ein dialogisches Verständnis von Qualitätsentwicklung, das die Blickwinkel von Kindern, Eltern und Fachkräften gleichermaßen einbezieht. Praxisrelevanter als immer neue Kataloge von Qualitätskriterien wäre der Mut zu interperspektivischen Verständigungs- und Aushandlungsprozessen über das, was sich die verschiedenen Akteursgruppen unter Qualität vorstellen. Organisationsentwicklung kann solche Prozesse der Diskussion, Reflexion und des ganz praktischen, innovativen Umgangs mit Herausforderungen fördern, indem sie den Blick auf die Ressourcen vor Ort wirft und Wege zur partizipativen Qualitätsentwicklung aufzeigt.“
Organisationsentwicklung in herausfordernden Zeiten
Kitas können auf komplexe Wandlungsprozesse zurückschauen: Gestiegene Ansprüche an die Kita als Bildungsort führten zu neuen Aufgabenfeldern. Gleichzeitig zum Ausbau der Plätze für Kinder wurden neue Bildungspläne, Trägervorgaben und Programme umgesetzt. Die Ausbildung für pädagogische Fachkräfte wird immer vielfältiger, vom Studium bis zur verkürzten dualen Ausbildung für Berufstätige in anderen Arbeitsfeldern, denen ein schneller Quereinstieg ermöglicht werden soll. In den letzten Jahren sind dazu eine große Auswahl an verschiedenen Maßnahmen und Instrumenten zur Qualitätsentwicklung auf den Markt gekommen, die Kitas unterstützen sollen. All diese Veränderungen wurden und werden in einer Situation von Zeit- und Fachkräftemangel engagiert angegangen. Es kann also bereits jetzt festgehalten werden, dass das Kita-Personal Außerordentliches leistet.
Dabei wird bereits viel umgesetzt, was als Organisationsentwicklung bezeichnet werden kann. So raten Prof. Dr. Petra Strehmel (HAW Hamburg) und Jule Marx (FRÖBEL Bildung und Erziehung gGmbH) dem Team dazu, bei den Strategien anzusetzen, die Kitas und Träger bereits selbst für den Umgang mit Herausforderungen und Veränderung gefunden haben und aus diesen zu lernen.
Gemeinsame Vision für Kita-Entwicklung
Das Forum KITA-Entwicklung will unterschiedliche Perspektiven zusammen bringen und Zusammenarbeit und Austausch ermöglichen. Die Expertinnen und Experten bestärken das Projekt in seinem offenen, interdisziplinären und interaktiven Ansatz, außerdem auch in seinem Blick auf das gesamte System, mit der Komplexität verschiedener Ebenen, statt nur auf die „typische“ Einrichtung. Organisationsentwicklung wird im gemeinsamen Gespräch als zentral für Qualitätsentwicklung gesehen, weil dabei Strukturen und persönliche Faktoren zusammen kommen. Um gute pädagogische Praxis für Kinder zu ermöglichen, geht es neben einer inhaltlichen Vision und klaren Handlungskriterien auch darum, dass sich Fachkräfte in der Kita als Team gut entwickeln können.
Kita-Entwicklung kann darauf hinwirken, dass Freiräume für Profilbildung entstehen, wobei Team, Leitung, Träger, Kinder und Eltern eine gemeinsame Vision entwickeln können und zusammen daran arbeiten, alle auf ihre Weise. Besonders wichtig, so betonen die Teilnehmenden des Fachgesprächs, ist dabei die Perspektive der Kinder, für Kita ein wichtiger Lebensort ist. Wenn Fachkräfte und Teams stärkenorientiert zusammenarbeiten, kann dies die Resilienz und Gesundheit als Kita-Team befördern und positiv zur Gestaltung einer hohen Bildungsqualität für Kinder beitragen.
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Das Forum KITA-Entwicklung ist eine Austauschplattform für Menschen aus verschiedenen Positionen im System Kita. In den kommenden drei Jahren wird das Forum immer wieder Gelegenheit für Austausch und Zusammenarbeit bieten.
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